Inhaltliches

Die Stadtteilvereine – Leben in den Stadtteilen!

In unserer Gesellschaft gibt es eine unglaubliche Vielfalt kultureller Aktivitäten – nicht nur die staatlich finanzierte Hochkultur und die ebenfalls überwiegend staatlich unterstützten Angebote, die aus Alternativinitiativen ab den 70er Jahren hervorgingen. Es gibt auch die Kulturen vor Ort, in den Stadtteilen und Quartieren. Kulturen, die nahezu ausschließlich ehrenamtlich organisiert werden. Dabei ist der Plural bewusst gewählt, denn es gibt nicht eine Kultur, die im Stadtteil stattfindet, sondern eine Vielfalt sehr unterschiedlicher kultureller Ausprägungen.

Stadtteilkulturen werden von einer Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren getragen, von Vereinen und Initiativen, Bildungseinrichtungen, Firmen, Kirchen, Kunst- und Kulturschaffenden, Seniorenzentren, Bezirksbeiräten, von Bürgerinnen und Bürgern. Sie fördern bürgerschaftliches Engagement, schaffen Lebensqualität, überwinden Grenzen und ermöglichen Begegnungen, schaffen Identifikation mit dem Wohnumfeld, verbessern das Image eines Stadtteils und sind nicht zuletzt Motor für lebenslanges Lernen.

In einer Welt, die mehr denn je Mobilität fordert, sind für das Ankommen von Menschen zumeist die Stadtteile der entscheidende Ort. Globalisierung und Regionalität müssen kein Widerspruch sein, ja die zunehmende Globalisierung verstärkt sogar das Bedürfnis nach Nähe, Heimat. Die Stadtteile sind Orte, an denen das Leben konkret wird, an denen Stärken, aber auch Defizite am deutlichsten spürbar werden. Die Kulturen in den Stadtteilen verfügen über ein enormes Potenzial für Integration und Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Und das Leben, das sie in die Stadtteile bringen, ist der wesentliche Faktor, dass sich Alteingesessene zuhause fühlen und Neubürger:innen ankommen können. Kulturelle Aktivitäten machen die Eigenheiten eines Stadtteils, seine Geschichte, Bauten, Straßen und Plätze erlebbar.

Leider zeigt sich in der Kulturpolitik oft ein Ungleichgewicht. Während der Breitensport allenthalben eine angemessene Aufmerksamkeit erfährt, wird die Breitenkultur unseres Erachtens häufig zu wenig wahrgenommen. Aber die Stadtteilkulturen sind unglaublich vielfältig und lebendig und eine wichtige Stütze für das Gemeinwesen. Veränderungen in der Arbeitswelt, immer stärkere Restriktionen und eine ausufernde Bürokratisierung verschlechtern jedoch zunehmend die Bedingungen für ehrenamtliche Arbeit. Die alten Modelle von Ehrenamt sind nicht mehr passgenau und auf Erneuerung angewiesen. Und die Verwaltungen und die Politik sind aufgefordert, das bürgerschaftliche Engagement noch ernster nehmen als bisher. Wir müssen darüber nachdenken, durch welche Maßnahmen die Stärken ehrenamtlicher Arbeit erhalten werden können. Denn ein Ersatz ehrenamtlicher Angebote durch Quartiersmanagements käme die Gesellschaft nicht nur ungleich teurer, es würde auch ihre Stärken zerstören.

  • Bestehende stadtteilkulturelle Einrichtungen sollten stabilisiert und ihre Programmqualität verbessert werden. Dazu benötigen sie eine angemessene Ausstattung.
  • Ehrenamtliche sollten bei organisatorischen Aufgaben (Raumvergabe, Hausbewirtschaftung, Bürokratie) entlastet werden, um mehr Freiräume für Programm- und Konzeptarbeit zu erhalten.
  • Auch die Instandhaltung der Häuser, die Zusammenarbeit mit städtischen Ämtern, Stadtwerken und Handwerkern ist ehrenamtlich nur schwer zu bewerkstelligen. Das gilt ebenso für die Bestuhlung, die Einrichtung der Bühne, für Schließdienste etc.. Hier sollten die Ehrenamtlichen entlastet werden.
  • Stadtteilzentren verfügen meist nicht über technische Fachkräfte. Veranstaltungstechnik, aber auch die Versammlungsstättenverordnung sind für sie eine große Herausforderung. Eine kommunale Unterstützung wäre daher wichtig.
  • Koordination und Vernetzung im Stadtteil und zwischen den Quartieren sollten weiter gestärkt werden.
  • In bislang weniger gut ausgestatteten Stadtteilen sollten in Kooperation zwischen Stadtteilvereinen und Quartiersmanagements grundlegende Strukturen aufgebaut werden.

Die Arbeitsgemeinschaft der Heidelberger Stadtteilvereine setzt sich für die Verwirklichung dieser Ziele engagiert ein. Gemeinsam mit Verwaltung und Politik wollen wir dazu beitragen, dass gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt in den Stadtteilen erhalten bleiben!